Früherkennung bei Brustkrebs Künstliche Intelligenz erkennt Tumore besser als Mediziner
Freitag, 03. Januar 2020
Google Health hat eine Software entwickelt, die dabei hilft, Tumore im Brustgewebe frühzeitig zu erkennen. Gerade wurden mit „DeepMind“, so der Name des Programms, erfolgreiche Studien in den USA und Großbritannien durchgeführt.

 

Schon bald könnte künstliche Intelligenz Mediziner bei der Diagnose von Brustkrebs unterstützen
Schon bald könnte künstliche Intelligenz Mediziner bei der Diagnose von Brustkrebs unterstützenFoto: Jan-Peter Kasper / dpa

 

Ergebnis: Die Künstliche Intelligenz (KI) hat Krebs mit einer Genauigkeit identifiziert wie erfolgreiche Radiologen – und sogar besser. Das berichtet die englischsprachige Fachzeitschrift „Nature“.

Bisher ist die Mammographie die gängige Methode, um Brustkrebs zu diagnostizieren. Damit werden ca. achtzig Prozent der existierenden Geschwüre erkannt. Bei den Tests mit KI wurden aber auch Tumore erkannt, die zuvor von Ärzten übersehen wurden. Weltweit sind übrigens eine von acht Frauen von Brustkrebs betroffen.

Zum Hintergrund: Um die Fähigkeit der Software zu prüfen, wurden Datensätze von 25 856 Mammographien aus Großbritannien und 3097 aus den USA ausgewertet. Das Programm lieferte im Vergleich zu den Medizinern 5,7 Prozent weniger falsch positive Ergebnisse bei den Mammographien aus den USA und 1,2 Prozent weniger falsch positive in der britischen Probe. Getestet wurden die Daten von insgesamt 28 000 Frauen.

Die Anzahl der falsch negativen Befunde konnte mithilfe der künstlichen Intelligenz um 9,4 Prozent in der US-Gruppe und um 2,7 Prozent in der britischen Gruppe gesenkt werden.

Prof. Michael Forsting vom Universitätsklinikum in Essen ist Experte für KI und Leiter der Radiologie: „Künstliche Intelligenz ist dann besonders gut, wenn sie mit guten und wahren Daten trainiert wird. Dabei werden tausende Datensätze eingespeist, die der KI zeigen, woran sie eine Krebszelle erkennen kann. Sie lernt dann, welches Muster eine Krebszelle aufweist und erkennt sie auf einer Mammografie.“ 

 

Prof. Wolfgang Janni, Ärztlicher Direktor Frauenklinik Universitätsklinikum Ulm ergänzt: „Computerassistierte Verfahren können helfen, bestimmte Muster bei bildgebenden Verfahren oder auch in anderen Bereichen der Medizin (z.B. Herztonüberwachung des Feten während der Geburt, Beurteilung von feingeweblichen Befunden) noch besser beurteilen zu können, da sie die Erfahrung des Arztes/der Ärztin unterstützen können. Computer können dabei selbst lernen und so selbst ‚künstlich‘ Erfahrung sammeln.“

Ein gelbes Kästchen zeigt in einem Foto der Northwestern University in Chicago an, wo ein System der künstlichen Intelligenz (KI) Krebs im Brustgewebe gefunden hat
Ein gelbes Kästchen zeigt in einem Foto der Northwestern University in Chicago an, wo ein System der künstlichen Intelligenz (KI) Krebs im Brustgewebe gefunden hatFoto: NORTHWESTERN UNIVERSITY / Reuters
 

Fazit:

Prof Forsting zu BILD: „Das ist definitiv ein Fortschritt in der Forschung. So etwas ähnliches gibt es auch schon bei Melanomen. Klar ist: KI wird in Zukunft eine wichtige Rolle in der Medizin spielen.“

Noch forscht Google Health daran, ein Tool zu entwickeln, das Mediziner bei der Brustkrebs-Diagnostik unterstützt. Aber bis zur standardmäßigen Einführung können noch einige Jahre vergehen. KI-Experte Prof. Forsting: „Wie lange es dauert bis solche Verfahren flächendeckend in Deutschland angewendet werden, kann man nicht genau sagen. Vor der flächendeckenden Einführung müssen noch einige Studien zur Genauigkeit solcher Methoden durchgeführt werden.“

Menschliche Ärzte wird KI allerdings nicht ersetzen können. Aber vom Zusammenspiel Mediziner und Software dürfte die Brustkrebserkennung künftig stark profitieren.

Prof. Janni: „Idealerweise ergänzen sich die Erfahrung des Arztes/der Ärztin mit der Einschätzung des Computers. Besonders wertvoll sind diese Verfahren möglicherweise in Bereichen mit begrenzten personellen Ressourcen, wie z.B. in Entwicklungsländern. Auch in den entwickelten Ländern mit hoher ärztlicher Expertise können AI-Verfahren zukünftig vermutlich Diagnosen sicherer machen. Auch in Deutschland gibt es dazu zahlreiche Forschungsprojekte.“

Es wird geschätzt, dass im vergangenen Jahr weltweit mehr als zwei Millionen Frauen an der Krankheit erkrankt sind – mit mehr als 600 000 Todesfällen.